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KAPITEL 4

Nachdem ich lange bestürmt wurde, etwas Aktuelles nachzureichen – also denn:

 

 

Nach Victoria und dem tiefen Fall in die Ratlosigkeit und Leere kam mit der RPR das erste Engagement in deutschen privaten Rundfunk. Die Senderkette von Radio85-LR Linksrheinischer Rundfunk-ProRadio4-RPR war gerade gestartet. Ohne Auto dahin zu gelangen, war etwas schwierig – ein erstes Treffen mit dem damaligen Chefredakteur Dieter Mauer fand auf der Frankfurter Musikmesse statt. Ein Freund lieh mir immer dann einen Wagen, wenn ich einen Termin hatte- und so funktionierte es einigermaßen...

Dort anwesend auch MIKE HAAS, erste direkte Bekanntschaft unter den „Formatikern“ sozusagen (er kümmerte sich später um den Aufbau der Antenne Bayern) – und lange Diskussionen und ein durchaus guter Gedankenaustausch schloss sich an.

Einige Tage später in der Turmstrasse 8 in Ludwigshafen – Langes intensives Gespräch mit Mauer : „Wir bekommen hier tausende von begeisterten Briefen und Reaktionen....aber darauf gebe ich nicht soviel. Das ist immer so bei einem Neustart. Wir brauchen ein Profil....“

Wir kamen überein, zunächst einmal einige voice-over-jingles zu produzieren und das ich mich zuerst um die Abendschiene kümmern sollte.

Es sei nicht unterschlagen, das ich bei der RPR -also so „richtig im Radio“ pötzlich mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen hatte. Das größte Problem war, das alles nur mit Technikern funktionierte – als alter „Selbstfahrer“ kam man einfach nicht an das Mischpult heran. Und sie ließen auch keinen heran, denn es gab da ein schriftliches Abkommen – die Technik war eine eigene Abteilung und musste bezahlt werden.

Die ersten dicken

 

Schweißperlen....!

 

Bei der Jingle-Produktion lief ich dann mal so durchs Haus und lernte einige Mannen kennen – Wolfgang Rositzka bei ProRadio4 (später rpr2, sammelte gerne morgens die Handtaschen der Damen vor seinem Bett auf, wie er sagte...) und Rainer Schauberger (später rpr2, war mal kurz mit ihm zusammen bei Antenne1 Stuttgart) aus Frankfurt. Und auch Bodo Henkel, der sich um eine Neuauflage des „Goldenen Schuss“ kümmerte – in einem separaten Studio wurde dies aufgenommen.

Und noch während ich ich bei RPR werkelte, kam die zweite Anfrage :

 

Radio Arena aus Nürnberg – zusammen mit dem späteren Charivari auf einer Frequenz – ich sollte mich um Übergänge, eigenes Profil und Durchhörbarkeit kümmern. Nach einem Tag dort in den beeindruckenden meterdicken Mauern (Sendestudio am Dutzendteich - noch aus der NSZeit....) war die Sache eigentlich „geritzt“. Also eher Nürnberg als Ludwigshafen ?

 

UND DANN GING ALLES SCHIEF.

Erste Sendung an einem Samstag im Abendprogramm von RPR – hatte Platten mitgebracht und vorausgesucht und saß nun hilflos der Technik gegenüber und sollte was sagen.... Ich schwitzte Blut und Wasser und bekam keinen Ton heraus – erst nach 20 Minuten (!) krächzte ich mal irgendwas ins Mikro. Aber dann kamen erste Anrufe, der Pförtner in der Turmstrasse wunderte sich schon .... Alte Fans aus der Disco in Bad Soden (Coupe) riefen an, Freunde aus Frankfurt („wir hören dich-gib Gas!“) usw usw. Ich taute langsam auf.

Die zweite Sendung an einem Mittwoch war dann schon ganz lustig – ich hatte sogar selbst akquirierte Werbung mit eingebracht – wenn schon, denn schon. Was allerdings wiederum auf -so erfuhr ich später – auf Unmut der lokalen Sendungen von RPR (in Mainz, eigenes Studio und anteilige Sendezeit ) stieß – Rhein-Main sei ihr „Gebiet“ und ich solle da nicht „wildern“.

Tja, und die dritte (und letzte) Sendung bei RPR war dann seeeehr lusitg – zig Hörer nahm ich auf den Sender, fuhr eine Partysendung und lud zum Vorbeikommen ein... Was dann auch geschah – am fassungslosen Pförtner vorbei ergossen sich 20-30 Hörer ins nächtliche Studio, einige hatten Kartoffelsalat und Würstchen mitgebracht – eine jüngere Anruferin wollte mich unbesehen sofort heiraten, weil sie meine Stimme so gut fand.

Unglaublich....

Und dann war noch ein Anrufer in der Leitung, der von einer wilden Party berichtete und das man doch unbedingt hinkommen und einiges an „Stoff“ mitbringen sollte. Ich IDIOT gab das dann auch noch ungefiltert und nicht nachgeprüft über den Äther.....

Die nächste für Mittwoch geplante Sendung fiel dann ins Wasser.... weil ich am Montag einen Anruf erhielt : RPR hat sich bei der genannten Adresse mit einem dicken Blumenstrauß entschuldigen müssen. Weil der Mensch unter der angebenen Adresse gar nichts von einer Party wusste und nachts von einigen grölenden Menschen wachgebimmelt wurde, die im in den Teich pinkelten und seine Gartenbeet niedergetrampelt haben. Stundenlang war da Tohuwabohu in der Strasse – so vor und nach Mitternacht....

Da hatte ich einen schönen Scheiß angerichtet !

Aber ich hatte ja noch Radio Arena in Nürnberg– mit Mike Haas wahrscheinlich auf der „Gegenseite“ bei Charivari – und die „BCI“ war ja auch nicht weit....

Nur dann der zweite KO.... – Arena verzichtete auf die eigenen Sendestunden und ging als Gesellschaftergruppierung in Charivari auf. (Und ich hatte keine Lust, dann dort als nobody anzufangen und mich neu zu bewerben).

Also wieder nix. Gleich beim ersten Anlauf unrühmlich gegen eine Wand gerannt. Aber da war ja Bayern direkt in meiner Nähe – Aschaffenburg. Von den dortigen Bewerbern erschien mir die Radiosparte von „Main Echo“ am vertrauenswürdigsten – denn was sich da unter dem Oberbegriff „Primavera“ zusammenbraute, war nur der örtliche Charivari-Ableger. Dazu hatte ich keine Lust, von dem neu entwickelten „Euro-AC-Format“ hatte ich gehört und es war eben nicht meine Musik – und wenn, wollte ich da was dagegen setzen. Bevor die 91,6 auf Sendung ging, wurde viele Monate vorher bereits geprobt und gelernt und aufgebaut.... und es gab ein Hauen und Stechen um Sendezeiten und Anteile – mit beteiligt waren anfänglich ein „Radio A“ aus Elsenfeld (Verleger Philipp mit einem eigenen Werbeheftchen – ging in Primavera auf), Radio Gong „aus der Ferne“, das Main-Echo hatte zwei Bewerber am Start „Bote vom Untermain“ für die südlichere Gegend um Miltenberg und „Welle Untermain“ für Aschaffenburg/Alzenau und die Vereinigung „Mittelstand“ (später Radio „Ara“). Irgendwie kam man nicht unter ein Dach und auch der Versuch, mit Gong und Mittelstand da 70-80% der Sendezeit zu bekommen, scheiterte. Es waren eben die üblichen Planspiele wie auch anderorten...

Mitte 1987 ging es dann endlich los. „Welle Untermain“ als Ableger der örtlichen Zeitung hatte nur 33% der Sendezeit bekommen (mehr war auch nach den Vorgaben der BLM nicht möglich, um Wettbewerb zuzulassen), Radio ARA hatte sich für ein eigenes Studio

und Sendezeit entscheiden (10-11 Uhr, 12h30-13h30,17-18h !) und aus Radio A und Primavera wurde einheitlich „Primavera“. Vorausgegangen war ein Musikarchivaufbau – noch

 

ohne Musikcomputer (die gab es noch nicht!) , Schulung der Moderatoren, Voranfertigung von Beiträgen, Beibringen der Selbstfahrertechnik usw usw. Einige von den Leuten, mit denen ich bei der Welle Untermain war, haben es weiter gebracht : Axel Mugler, Stimme der ersten Stunde und später mal kurz am „radio ko(h)libri“-Projekt 1996/1997 mit beteiligt, arbeitet für das hessische Fernsehen. Volker Schaeffer, immer schon kulturlastig, war lange zeit bei hr2, jetzt WDR5. Uwe Fischer, Nachfolger als Musikredakteur, hat heute eigene Musikproduktionen am laufen. Geschult, aufgebaut und beigebracht habe ich aber vieles dem CARLO KÖCHEL, der lange Zeit Moderator und später Programmchef bei Radio Regional in Heilbronn war (jetzt irgendwo in der Werbebranche verschwunden). Das ich ein „Format“ bei Welle Untermain gefahren habe, wäre eine Übertreibung. Aber ich habe – mit einem entsprechenden Deutsch- und Oldiesanteil versucht, soviel wie möglich an lebendiger Musik aus den jeweiligen Sendestunden herauszuholen. Alles war „handpicked“, nachdem man sich von den verfügbaren Titeln darauf geeinigt hatte, welche in welches Format gehören). Und auf jedem Cover farbige Aufkleber, gelb für current, grün für Oldie, weiß für „neu“ usw usw.... mit handschriftlichem Vermerk über Länge des Titels und „ramp“-Zeit. Eine monatelange Abhörerei mit der Stoppuhr....

Welle Untermain von mir also deutlich auf „durchhörbar-flott“ einjustiert und mit einem eigenen wöchentlichem „powerplay“ (Hit der Woche) versehen - es wurde „draußen auf der Strasse“ auch allgemein anerkannt und gehört... Meine Handschrift war schon deutlich. Unter den powerplays dann Sachen wie „Wild horses“ von Gino Vanelli (der erste powerplay bei Sendestart) oder „When Smokey sings“ von ABC.....

Ich lebte auf, fast wäre ich in Aschaffenburg hängen geblieben. Wieder mal ein bezauberndes Mädel kennen gelernt –

 

Stefanie R. Arbeitete bei einer Bank und wollte zum Flughafen. Eine Traumfrau, hübsch, intelligent, resolut („die Schuhe ziehst du jetzt an!“). Mit hr englisch geübt für die Aufnahmeprüfung und und und. Uns kannte jeder, denn meine Stimme war – das darf ich ungestraft behaupten- die bekannteste und beliebteste im Äther. Egal, wo ich hinkam, freundliche Begrüßung. In und um Aschaffenburg war ich über Nacht schon ein kleiner „Superstar“.

Ich kümmerte mich besonders dann auch noch um die Wochenend-Reisesendung und den Sport, der meist mittendrin -um 17h- aufhören musste. Da spielten die meisten eben noch auf dem Platz. Trotzdem war „Anpfiff“ recht erfolgreich und die Sportredaktion dankte es mir, das ich die Sendung ganz gezielt mit kurzen Oldies flott machte und Platz machte für viele Wortbeiträge. Wolfgang Staab, der Leiter der Sportredaktion, ist heute ein hohes Tier bei der Jugendförderung des DFB.

Da, wo einst das Studio der Welle Untermain war, steht heute das „Kinopolis“. Gegenüber die „City-Galerie“ (Einkaufszentrum). Die hat drei Monate nach Sendestart dann eine Umfrage in Auftrag gegeben, was den Hörern zu

 

91.6 einfällt. 91,6 (die Frequenz) – so war unter den drei Anbietern vereinbart worden, sollte gemeinsame Kennung sein, mit dem Stationsnamen im Anhang. Nicht alle hielten sich daran. Aus dem Blickwinkel der Abgrenzung und der Durchsetzung des Namens kam es wochenlang zu „hier im xyzStudio ihr xyz-Moderator, die xyz-Zeit ist ...Uhr,“ Und es gab die xyz-Nachrichten, das zyx-Wetter, das xyz-Land (für das man sendete). Mitgezählt bis zu 26x in einer einzigen Sendestunde fiel der Name „Primavera“ und wurde den Hörern so eingehämmert, das von vielen unwissenden Hörern alles als dieser Sender gedeutet wurde.Kein Wunder, das bei dieser Umfrage „Primavera“ dann zuerst genannt wurde – so um die 80% aller Befragten. Und, das machte mich besonders stolz, auf dem zweiten Platz dann mein Name (so um die 67%) ! Wow, DAS war doch was....

Aber die Krise kam hintenrum. Gegenwehr aus dem eigenen Hause, denn die „Zeitung“ war dagegen, ein so teures Radio zu betreiben. Man gab an Personal und allem Drum und Dran 1 DM aus, um 50 Pfennig an Werbung wieder einzunehmen – und Werbung war schwer genug bei gleich drei Konkurrenten um den gleichen neuen „Kuchen“. Der erste Programmchef, Thomas Volk (später in Freiburg wieder getroffen), musste gehen. Später auch Moderator Lambert Liesenberg (dito, heute eine eigene Werbeagentur in Stuttgart) auch. Und der erzählte mir was von einem „Radio Drops“ und anderen Sendern aus dem Elsass, die ungeahnte Möglichkeiten boten, den deutschen Markt von französischer Seite her zu knacken – obwohl alles noch irgendwie, irgendwo „mehr Pirat als legal“.

Für die Welle Untermain stellte ich auch Berechnungen wegen einer besseren Frequenz an – die 91,6 kam -durch Reflektion- zwar wunderbar im Vordertaunus mit Ortsqualität an (alte Fans aus Victoriazeiten wie DXer Norbert Marschang hörten da regelmässig zu) und war mitten in Frankfurt auch noch gut aufzunehmen – nur reichte die 100-Watt-Funzel eben nicht. Berechnet wurden -und vorgeschlagen- die 90,8, 99,4 und 100,8 – und alle von der BLM abgelehnt ! „Geht technisch nicht durch“, auch eine Sendeleistungserhöhung auf der 91,6 war nicht möglich. Witzigerweise wurden genau diese Frequenzen dann JAHRE SPÄTER für das einzig übrig gebliebene „Radio Primavera“ in Betrieb genommen. Und sind es noch....

Ich war heftig am Nachdenken, und dann kam der Moment, wo ich mich zu entscheiden hatte – entweder ich hätte die Führung der Welle Untermain übernommen – oder ich hätte kündigen müssen. Ich entschloss mich zu keinem von beiden, sondern wartete eine Kündigung im gegenseitigem Einvernehmen samt Abfindung ab. Und machte mir zunächst keine größeren Gedanken, denn ich war wieder mobil – ein weißer Toyota Celica Supra stand jetzt „vor der Tür“ - so ein heißes Geschoss mit Schlaf-Klappaugen und einem ordentlichen Bums unter der Haube. Und ich hatte was übrig behalten. Ende 1988 war also Schluss mit der Welle Untermain, aber ich blieb in Aschaffenburg wohnen – direkt über dem legendären „Klimperkasten“ der Gebrüder Berninger, die die lokale Szene mit Konzerten beglückten (heute: Colos-Saal nebenan. Freund Günther Berninger ist Ende 2007 leider plötzlich verstorben). Und wartete – die Zeitung war mit 1% auch an Radio Ton in Bad Mergentheim beteiligt, und dort, so öffnete man mir die Türen, sollte ich hin. Ein wesentlich größerer Sender, wenn er mal senden würde : Und vielleicht auch noch in Aschaffenburg hörbar - Mindestens zwei oder drei Frequenzen, und mit 20/25 KW im Schnitt.

Ich hatte meine Freundin Stefanie und die Wohnung und wartete und ließ es mir erst mal gut gehen, es war noch genug Geld vorhanden. Die Zeit nutzte ich, um an einer eigenen Broschüre zu tippen „

 

MUSIKFORMATE – was ist das“. Gedruckt bei meinem alten Freund Michael Bethge, der in Neu-Isenburg bei einem Kleinverlag arbeitete, von mir per Schreibmaschine auf A4-Papier gebracht und verkleinert, so wie einst das Free-Radio-Fanzine .... Die Broschüre erregte Aufmerksamkeit, denn hier erklärte erstmals ein Insider, was AC,Hot-AC,UC,AOR,MOR ist - anhand praktischer Beispiele. Wie ich viel später gehört habe, war diese Broschüre dann beim WDR und in Hamburger Kreisen (OK-Radio usw) heftigst im Umlauf....Ich selber besitze leider kein einziges Exemplar mehr.Und ich plante für Radio Ton..... Meterlange Listen mit Scheiben für das Musikarchiv, ich machte eine Analyse über die Zusammensetzung der Bevölkerung im Taubertal und im „Sibirien“, dem badischen Norden zwischen Wertheim, Buchen-Walldürn und Tauberbischofsheim. Zu tun hatte ich genug, um einem Radio Ton einen schnellstmöglichen Start zu ermöglichen. Dort mit daran beteiligt die örtliche „Vereinigung Mittelstand“ um einen Wolfgang Vosseler herum, mit dem ich mich -bezeichnend- im „Hotel Victoria“ in Bad Mergentheim traf, um die Sache zu besprechen. (Vosseler war 20 Jahre später verantwortlich für „Radio Wilantis“, das Wissenschaftsradio). Dann kam mal eine Einladung zur Vorstellung als Programmdirektor : Ich fuhr zwar auch hin (wollte aber der Musikchef und beratende Formatiker werden) – und hier zeigte sich, wer da alles an dem neuen Radio beteiligt war. Auch die „Medien-Union“ aus Ludwigshafen, verantwortlich für die RPR.... So traf man sich wieder.

Aber alles blieb in der Luft hängen. Ich hatte meine Listen wohl umsonst gemacht, es tat sich monatelang nichts. Kein Starttermin, wohl Probleme hinter den Kulissen.... Ich machte mir langsam Sorgen, denn eine Bezahlung von Radio Ton für die Vorarbeiten gab es nicht.

Dann hörte ich, das die alten Welle-Untermain-Mannen Volk & Liesenberg „unten in Freiburg“ zugange waren. Ich also telefoniert und dann einfach nach Freiburg gefahren, zu

 

Schwarzwald Radio. Der Tag, als FJS, Franz-Josef Strauss, starb, war mein erster bei Schwarzwald Radio. Werde ich nie vergessen, und es machte mir gleich klar, das der Freiburger Sender da unter der Führung von Investoren aus dem bayerischem Raum stand..... Bis auf die örtliche Zeitung (wo der Sänger der Yankees arbeitete – Hit „Halbstark“ 1964- hatte ich mal zum Interview da) waren aus der „Region“ nur einige kleinere Unternehmen und der ADAC Südbaden mit im Boot.

Ich hatte eine Sysiphos-Arbeit vor mir – ein gewisser Bernd Schumacher (vorher mal bei „Radio Andernach“ als einzige Stufe der Vorkenntnisse gewesen, später „Radio Ladies First“ - hatte für die Musik gesorgt. Dort stand ein freundlicher Mensch mit einer riesigen Plattenkiste (Material aus einer leergeräumten Discothek) und gab eine ziemlich unpassende Musik handverlesen ins Programm. Da liefen Maxis im Morgenprogramm, dreimal weiblich gesungene Titel hintereinander, es rockte und knackte zur Kirchensendung und mehr.... ein einziger Graus ohne Sinn und Plan.

Ich redete also mit Geschäftsführer Wulf Benning und dessen „rechte Hand“ Patrick Bohn, der sich um die Promotion rund um den Sender kümmerte. Aufgabe : Ein eigenes Musikarchiv aufbauen, dem Sender ein Format verpassen, die Zahlen zur nächsten Medienanalyse (MA) erhöhen. Und das alles im VERBORGENEN, denn man wollte nicht riskieren, plötzlich ohne Musik dazustehen, wenn es publik wurde. Offiziell wurde ich als „Moderator“ eingestellt und fuhr eben alle möglichen Sendungen – und wurde recht bald wieder „bekannt“ und „beliebt“.

Ich traf – welche Überraschung- HORST GARBE aus Victoria-Tagen wieder .... über den man sich wilde Sachen erzählte. Er konnte blind Pepsi von Coca unterschieden und war jedes Wochenende in irgendwelchen Höhlen im Elsass unterwegs und schaute nach den Sternen oder sonst was. Unser Verhältnis war -wie bereits erwähnt- damals etwas unterkühlt.

Und dann war da die Redaktion/das Moderatorenteam. Geführt von einem Rainer-Maria Schroedter, mit dem mich später eine gewisse Freundschaft verband und der sofort mein Talent entdeckte, sowie Elvira Kronast (seine spätere Frau, später bei Radio Ton und Ruhrwelle Bochum), deren Art der Redaktionsleitung von Teilen der Redaktion angefeindet wurde – also mittenrein in ein Wespennetz geraten....

Ich also Radio Ton, die immer noch nicht sendeten, abgehakt und die Ärmel in Freiburg hochgekrempelt. Studentenstadt, ziemlich „grün“ eingestellt und immer warm. Aber nirgends eine Wohnung zu bekommen – ich wohnte in einer kleinen, netten Pension draussen im Ortsteil Kappel. Nette Stadt, hat mir sehr gefallen, auch wenn ich am ersten Tag gleich mit dem Vorderrad meines Flitzers in einen Abwasserkanal geriet, die es dort entlang der Bürgersteige überall gibt....

Also Ärmel hochgekrempelt..... die ersten (!) Musikcomputer tauchten auf... aus der Schweiz kamen ein gewisser Hofer und sein Kollege von der Firma THT / BSS mit einem solchen Gerät. Innerlich war ich GEGEN Computer eingestellt, denn ich wusste, das jeder (fähige !) Musikredakteur einem solchen doch bei weitem überlegen war. Aber dann fand ich doch Gefallen an dem Ding, nachdem ich nach einem ersten Test die Mängel festgestellt hatte. Ich entschloss mich, wenn Computer, dann nach „meinen Vorstellungen und Vorgaben“.

Rückblickend lässt sich sagen, wir brachten das Ding gemeinsam ins Laufen (und DIESER Musikcomputer ist auch heute noch anderen Modellen WEIT ÜBERLEGEN, sorgt er doch für Musikfluss und hörbare Zusammenstellungen !).

Von mir gab es Vorgaben wie eine Tempi-Bewertung, ein Zugriff auf den jeweiligen Plattenbestand war nur in +1/-1 (oder gleichbleibend)-Sprüngen erlaubt. Zusätzlich führte ich Tag für Tag (also auch Sa/So) Stundensperren ein, wo der Titel erst gar nicht vorgeschlagen wurde. Plus männlich/weiblich (schloß sich meist gegenseitig aus) und melodisch/rhythmisch. Zusätzlich eine Sprachkennzeichung (fr/engl/span/instrumental) und mehr dieser Feinheiten. Damit gelang es mir, die Musik stundengenau (vormittags andere Musik als morgens) zu steuern und einen wohl hörbaren „Fluss“ mit Übergängen hinein zu bringen. Dies zusammen mit der Musikuhr (Anzahl welcher Titel aus welchem Untergenre in einer Stunde) machet das Ding auch zu meinem Erstaunen fast perfekt. (Ein Lauf unter „Vollast“ mehrere Tage hintereinander Anfang 1991 bewies die Qualitäten DIESES Musikcomputers – heute noch anderen Systemen weit überlegen !).

Es waren also MEINE IDEEN, wir machten sozusagen weltweit Pionierarbeit, denn überall arbeitete man noch mit handverlesenen Platten und hatte von Computern gerade mal „was gehört“. Nicht vergessen : Es war Ende 1988 !!!!!!!!!

Zum Programmieren war ich natürlich zu blöd, ich hatte noch nie was Computern gehört. Mächtig viel geholfen hatte mir damals URS MANSMANN, eine Koryphäe für Amiga, IBM und Windows (das erste, schlimme Windows vom Gates damals....), der heute beim

 

c´t-Magazin arbeitet.

Also wochenlanges Arbeiten im Verborgenen – neben der Moderation. Im Sender selbst durfte niemand etwas offiziell wissen : Ich fuhr oft in das leerstehende ADAC-Gebäude am Stadtrand (eigener Schlüssel,. Zugang und so...) und baute dort das Muskkarchiv auf.

Plattenkauf bei WOM und Saturn-Hansa in Frankfurt, ellenlange Bestell-Listen, alles ins Auto gepackt, von Schallplatten-Spezialversandhäusern Raritäten nachgekauft, Raritäten aus den USA, Holland und England bestellt – Riesenarbeit. Zehn Aushilfskräfte waren mit Stoppuhr am Erfassen, ich tippte alles in den Computer ein....

Tag X rückte näher .... Wir überlegten uns eine Werbeaktion im Äther, und pünktlich zwei Wochen vor der MA (Medienanalyse) sollte Montag morgen ab 5 Uhr dann „mein“ Programm laufen.

Mit Wochenende war nix .... der Computer war abgestürzt und ich musste das ganze Wochenende mir um die Ohren hauen und per Hand und Gedächtnis die Musiklisten für die nächsten Tage erstellen – mindestens vier Tage musste ich so überbrücken. Habe Blut und Wasser geschwitzt.

Aber der Erfolg war mit mir .... von 98.000 Hörern auf 134.000 Hörer hochgeschraubt (letzte 14 Tage). GF Benning schüttelte mir die Hand, fast hätte er mich geküsst. Vertrag um ein halbes Jahr verlängert, er wollte „mein Genie“ in diesen Computer laden. Ich machte ihm klar, das die „currents“ ständig ausgewechselt werden müssten – und die Neuerscheinungen auch von irgendjemanden erfasst werden sollten (und richtig bewertet !). Also darüber hinaus Beratervertrag...

In „meine“ Zeit bei Schwarzwald Radio fielen dann auch -mal wieder- powerplays wie „Das Omen“ (Mysterious Art), „No more boleros“ (Gerard Joling), „Hey Matthew“ von Karel Fialka oder „If only I could“ von Sydney Youngblood.

Und discomässig war ich plötzlich auch wieder „in“ - machte nebenbei Programm in der nahegelegenen Kultdisco „Atlantis“. Mächtig viel Leute drängelten sich, um mal den „Kirk“ zu sehen und zu hören. Eine Wohltat, auch mal „gefeiert“ zu werden.... auch der alte Freund Frank Leonhardt, der jetzt in Offenburg stundenweise einen eigenen Sender hatte, ließ sich blicken.

Hinter den Kulissen ging es dann hoch her – Thomas Volk, Elvira Kronast und dann schließlich auch Rainer Maria Schroedter (einem fähigen Nachrichtenmann und Journalist) hatte man irgendwie geschasst – die Praktikantenriege löste sich auf (Martin Busch ging zunächst zu radio NRW, heute ist er wohl bei Radio Dortmund. Rolf Kuhlmann ist heute bei Radio Essen, Uli Blöing macht Fernsehen beim NDR Hamburg). Ein fähiger, lustiger Kollege sei noch genannt, der mit mir in der Musikredaktion arbeitete : Lothar Engel, ein begnadeter Moderator aus irgendwo im Saarland. Hat immer rumgealbert in seinen Moderationen, hatte aber auch eine gewisse Narrenfreiheit.

Meine Zeit in Freiburg ging zu Ende.... auf zu neuen Ufern. Die Rede war von einer Privatradiokette entlang des Rheingrabens in deutsch-französischer Moderation –sozusagen ein „EU-Projekt“. Schroedter war da dran und ich berechnete -mal wiedermögliche Frequenzen, um auf beiden Seiten des Rheingrabens gehört zu werden.

Aus dem Projekt wurde aber nichts....

Ich holte als meinen „Nachfolger“ den Musikmann von Radio Charivari in Würzburg nach Frankfurt, weil ich zu ihm wegen des Formats das meiste Zutrauen hatte. Ein gewisser Jeff mit holländischem Nachnamen, was ihn mir auf den ersten Blick vertrauenswürdig machte.

Das er sich dann aber als erstes MEINE Zahlen ans eigene Bein band, war dann doch eher

 

unschön.

Mit Schwarzwald Radio also mal gezeigt, was ne Harke ist. Dafür war meine Freundschaft mit Stefanie aus Aschaffenburg zerbrochen – immer nur jedes zweite Wochenende dort gewesen, alles schlief ein oder ging wegen übermäßiger Arbeit einfach zugrunde.

Scheiße. Wieder eine Klassefrau verloren.

Ich schaute mich nach neuen Aufgaben um....

Wie es in den 90ern dann weiter geht, im Kapitel -5-.

Und solange vielleicht mal einen Blick auf

 

www.radiodimension.de werfen .....

 

 

  Roger Kirk - DER Macher von Radio Victoria im Jahre 1984

 


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